Offizielle P R E S S E M I T T E I L U N G Nr. 2020-10-01
Der Präsident des Bund Deutscher Karneval e.V. (BDK) Klaus-Ludwig Fess gibt anlässlich der Pressekonferenz am 15. Oktober 2020 folgende Handlungsempfehlungen und Erklärungen ab und verkündet die Absage der Deutschen Meisterschaften im März 2021.
1. Die aktuelle Situation lässt sich so beschreiben, dass wir eine große Verunsicherung allenthalben beobachten. Monatelang waren die Empfehlungen, Vorgaben und Sanktionen zumindest von Bundesland zu Bundesland verschieden, sogar die von Städten und Landkreisen. Das Beherbergungsverbot ist nur ein Beispiel von vielen. Bei allem Verständnis dafür, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, stellen wir mit Bedauern fest, dass ein bundesweites Organisieren von Gremienarbeit und Veranstaltungen schier unmöglich ist. Hinzukommt, dass Infektionszahlen sich ständig verändern und eine Planung im Voraus sinnlos erscheint. Demgegenüber steht die Notwendigkeit, Verträge mit etwa Hallenbesitzern u. ä. längerfristig abzuschließen, was im Falle der Absage ohne Zweifel Existenz gefährdende finanzielle Notlagen für Vereine und Verbände bedeutet.
2. Handlungsempfehlungen an die Mitgliedsvereine sind in der geschilderten Situation äußerst schwierig. Da die Landesregierungen immer wieder auf die tatsächliche momentane Lage in ihrem eigenen Bereich reagieren müssen, die sich - wie erwähnt - von Ort zu Ort unterschiedlich darstellt, war guter Rat teuer. Allmählich zeichnete sich ab, dass man wohl auf die üblichen Großveranstaltungen in Sälen und auf Rosenmontagszüge, die sich durch große Menschenansammlungen bewegen, wird verzichten müssen. Das gebietet die Verantwortung für die Aktiven der Vereine wie auch für das Publikum. Andererseits hat der BDK immer dafür plädiert, dass man alternative Veranstaltungsformen nicht durch ein pauschales Verbot seitens der Behörden blockiert. Platzkonzerte unter Einhaltung von Abstandsregeln und digital präsentierte karnevalistische Unterhaltung sollen möglich sein.
Sprechen wir auch vom karnevalistischen Tanzsport!
3. Die bevorstehende bundesweite Tanzturniersaison ist ebenfalls gekennzeichnet durch die bereits erwähnten Umstände. Zum einen gab es keine Möglichkeit für die Aktiven im Kontaktsport, als Gruppe mit über 20 Personen zu trainieren, es gab sogar Fälle, wo überhaupt nicht trainiert worden durfte. Für den Gardetanz ist dies aber wesentlich. Training im Freien ist nur jahreszeitlich bedingt möglich. Ausgefallenes Training bedeutet zugleich Minderung des gewohnten Leistungsniveaus und u. U. im Einzelfall die Abkehr vom Leistungssport.
4. Die Ausrichter von Qualifikationsturnieren, die ab Januar 2021 angesetzt sind, sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass die Genehmigung von selbst erarbeiteten Hygienekonzepten im Moment noch nicht erteilt wird. Das hat Verunsicherung zur Folge und die Absagen von Ausrichtern, die keine Risiken eingehen können. Somit ist die Chance nicht gegeben, Qualifikationen zu planen, die in die Halbfinals Süd und Nord münden.
5. Diesen Halbfinals im Süden und im Norden fehlen also die ausreichenden vorhergehenden Qualifikationen aufgrund der ungewissen Teilnahme von aktiven Vereinen, welche die hohen Auflagen, und die zu hohen Kosten scheuen. Hinzukommt die Erfahrung, dass die Sportveranstaltungen ohne Zuschauer, etwa die sog. Geisterspiele in den Fußballarenen, ohne Atmosphäre eine gewisse Demotivation der Aktiven, die ja keine Profis sind, zur Folge haben. All dies hat natürlich Auswirkungen auf die 50. Deutschen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport in der Lanxess Arena in Köln in 2021. Weder gibt es – wie beschrieben - die notwendigen Qualifikationen zur DM noch wird es möglich sein, die für die beiden Wettkampftage geplanten 14.000 Zuschauer zuzulassen. Stand heute sind 2.500 Personen inklusive der Aktiven, Kampfrichter und Betreuungspersonal erlaubt. Wenn man die gegenwärtige Lage in NRW, insbesondere die Inzidenzzahlen in der Stadt Köln in Erwägung zieht, ist aus jetziger Sicht das Risiko zu hoch, um die Deutsche Meisterschaften durchzuführen.
6. Diese Bilanz ziehen wir mit allergrößtem Bedauern. Es steht zu befürchten, dass die momentanen Umstände negative Auswirkungen auf unsere Jugend- und Kinderarbeit hat. Denn es wird ja allzu oft übersehen, dass der Bund Deutscher Karneval nicht nur für Jubel, Trubel, Heiterkeit steht, sondern auch ein beträchtliches Maß an Jugend- und Kinderarbeit für die Gesellschaft erbringt. Hier ergeht es uns wie anderen Verbänden und Organisationen, was zugegebenermaßen kein Trost ist. Die einzige vernünftige Reaktion unsererseits kann nur sein, sich in die Lage zu fügen, den offiziell vorgegebenen Maßnahmen zu folgen, karnevalistisch kreativ zu sein und positiv gestimmt die alternativen Möglichkeiten zu nutzen.
Abschließend möchte ich noch einmal ganz deutlich unsere Empfehlung an die Mitgliedsvereine richten, die sich in einem Gebiet befinden, in dem es von staatlichen Stellen oder Behörden keinerlei Untersagungen und Verbote gibt, die die Zeit bis zum 28.02.2021 betreffen. Auch wenn es solche offiziellen Verbote nicht gibt: Nehmen Sie Abstand von Großveranstaltungen in Sälen mit großen Menschenansammlungen, organisieren Sie keine Umzüge in stark bevölkerten Gemeinden und Ortschaften. Befolgen Sie die allgemein gültigen Regeln zur Vermeidung der Corona-Ansteckungsgefahr.
Und denken Sie auch daran, dass der Alkoholkonsum nicht unbedingt förderlich ist für vernünftiges und kontrolliertes Verhalten. Als Organisator und Verantwortlicher sollte man in dieser Hinsicht auch ein Auge auf die Mitmenschen haben.
Ansprechpartner: Dr. Peter Krawietz
Pressesprecher Bundesgeschäftsstelle/Pressestelle
Goshen-Ring 8
66450 Bexbach
Telefon: 06826-9347022
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